Engel in Weiß (1)

Jeder, der im Bereich der Medizin arbeitet, muss sich über seine hochgestellte Position bewusst sein. In der Regel wählt ein Mensch den Zweig der Medizin ...

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Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 08.11.21

Auszug aus dem Buch von Rabbi Schalom Arusch: “Began Ha´Emuna“ (Dieses Buch ist auch auf Deutsch unter dem Titel “Im universellen Garten des Glaubens“ erhältlich) 

Gefällige Menschen    
 
Jeder, der im Bereich der Medizin arbeitet muss sich über seine hochgestellte Position bewusst sein. In der Regel wählt ein Mensch den Zweig der Medizin wegen seines Charakterzugs der Gefälligkeit sowie der Liebe zu den Mitmenschen. Dabei bildet die Barmherzigkeit, das Mitleid, der Wille, seinen Mitmenschen zu helfen und ihnen etwas zu geben, sie zu unterstützen usw. den Motor für die Wahl, einen Beruf aus dem medizinischen Zweig zu erlernen.
 
Allerdings müssen sich diese gewaltig davor in Acht nehmen, nicht in das Netz des Hochmuts zu fallen. Sie müssen sich stets vor Augen halten, dass sie lediglich eine Art Bote sind, da außer Gott niemand festlegen kann, wer leben oder wer sterben wird. Des Weiteren bestimmt nur Gott wie viel Qualen ein Mensch erleiden muss und ob sich ein Mensch von seiner Krankheit wieder erholen wird oder eben nicht – Gott behüte. 
Daher muss sich jeder Arzt vor seinem Dienstantritt an Gott wenden und Ihn darum bitten:
  • Ein guter Bote zu sein, dem keine Fehler unterlaufen.
  • Dass Er ihm bei jeder Situation den richtigen Rat gibt.
  • Dass Er ihn als Lebensretter und nicht als Lebensnehmer einsetzt.
  • Dass Er ihm die Geduld und das Verständnis für jeden der ihn aufsucht, entgegenbringen kann.
  • Dass er jedem Menschen Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Hoffnung geben kann usw.
Es gibt keinen Grund zur Verzweiflung 
 
Im Zweiten Buch Moses (21. Kapitel, Satz 19) steht:
 
„Lasse Ihn heilen…“
 
Unsere Weisen kommentierten dies als Erlaubniserteilung für einen Arzt Kranke zu heilen.
 
Es gibt unzählige Situationen, bei denen ein Arzt seine kranken Patienten sowie dessen Familienangehörige, total verängstigt, indem er ihnen irgendwelche Horrorbilder vorlegt oder dergleichen. Darüber hinaus bringt er sie zur Verzweiflung und nimmt dem kranken Patienten die letzten Überlebens- oder Heilungshoffnungen. Solch ein Verhalten ist schlichtweg ein folgenschwerer Fehler! 
 
Alle Wissenschaftler aus dem Bereich der Medizin sind sich darüber einig, dass die treibende Kraft der Wiedergenesung eines Menschen vom Glücksgefühl und der Freude abhängig ist, denn dies hat positiven Einfluss auf das gesamte Netzwerk des menschlichen Körpers. Es ist gar nicht so lange her, als eine neuartige Behandlungsart Schlagzeilen machte. Bei dieser neuartigen Therapie verordnete man schwerkranken Menschen die Methode, ihr Glücksgefühl zu entfalten, sowie ihnen stets Freude zu bereiten. Ein weiser Mann sagte diesbezüglich:
 
„Es ist ein großes Gebot immer glücklich zu sein, und deshalb muss man mit aller Kraft den inneren Schweinehund überwinden, um so die Traurigkeit, Trübsal sowie das melancholische Temperament von sich fern zu halten. Die Herkunft aller auf einen Menschen fallenden Krankheiten ist die mangelnde Freude.“
 
Infolgedessen ist nun klar, dass ein kranker Mensch durch die Stärkung seines Glaubens sowie seiner Hoffnung, seine Heilungschancen steigert.
 
Daher darf ein Arzt auf keinen Fall einen kranken Menschen in die Verzweiflung treiben. Im Gegenteil, denn eines seiner Hauptaufgaben liegt darin, dem Menschen beizustehen und ihn glücklich zu machen, sowie ihm den Glauben und die Hoffnung einzuschweißen.
 
Diese Aufgabe ergibt sich aus der Tatsache, dass eine kranke Person großen Wert auf die Aussage seines Arztes legt, und dies wiederum bedeutet, dass ein aufmunterndes Wort vom Arzt einen moralischen Schub bedeuten kann.
 
Jeder Arzt muss sich darüber im Klaren sein, die seelische Unterstützung und Hilfsgabe, die man den kranken Patienten gibt, ist nützlicher als körperliche Hilfe. 
 
Es lässt sich Voraussagen…  
 
Die Sichtweise, ein Arzt wäre dazu verpflichtet, der kranken Person sowie deren Familienangehörigen die vollständige Wahrheit über den `tatsächlichen´ Gesundheitszustand zu vermitteln, ist völlig falsch. Auch wenn Gott bestimmt hat, dieser Mensch wird als Folge seiner Erkrankung sterben – Gott behüte – ändert dies nichts an dem Fakt, dass er diese Welt mit den Glauben an Gott verlassen muss. Er muss also bis zum letzten Augenblick mit dem Glauben an Gott leben und an der Hoffnung festhalten, alles wird gut!
 
Wenn aus medizinischer Sicht eine Heilungschance besteht, sei diese auch noch so gering, ist es mit Sicherheit die Freude, das Glück und die Hoffnung, die dem Todkranken den größten Nutzen bringt, da er so die Kraft erhält, den vor ihm stehenden Heilungsweg erfolgreich zu beschreiten. 
 
Daher begehen die Ärzte, die den Patienten in die Verzweiflung führen und ihn verängstigen und ihm all seiner Hoffnungen berauben, oder ihn sogar ins Gesicht sagen, er habe nur noch X Tage zu leben, einen grobfahrlässigen Fehler. Sie zerstören dadurch zum einen seinen Lebensgeist, und zum anderen stürzen sie ihn in die absolute Verzweiflung. All dies verringert die Heilungschancen auf drastischer Weise.
 
Einer der uns gewährten guten Taten Gottes ist, dass unser Todestag für uns im Verborgenen liegt. Denn wenn ein Mensch wissen würde wann er sterben wird, dann würde ihm dies nur schaden und negativ beeinflussen. Daher stellt sich die Frage wie es sein kann, dass ein Mensch danach strebt zu wissen, wann er bzw. wann jemand sterben wird, trotz der Tatsache, dass Gott uns dieses Wissen aus gutem Grund nicht gab? Und darüber hinaus liegt der Todestag eines Menschen so sehr im Verborgenen, dass wir nicht einmal einen Hauch einer Ahnung davon haben, wann wir sterben werden. Folglich ist jede Einschätzung von Seiten eines Menschen in den meisten Fällen völlig irreführend. 
 
Wenn also aus der Sicht Gottes dieser Patient sterben wird, dann haben ihm die Ärzte aufgrund ihrer Aussagen das Recht genommen, diese Welt mit Hoffnung und im Glauben zu verlassen. Was bleibt ist ein Tod in Bitterkeit, in Verzweiflung, in einem Gefühlschaos, in einem Zorngefühl auf Gott usw.
 
Allerdings, wenn es eine Sache gibt, die der kranken Person das Weiterleben ermöglichen könnte, dann ist dies nur mit Hilfe des Glaubens zu erreichen. Doch wenn ihn die Ärzte von seinem Glauben wegreißen, dann haben sie somit sein Todesurteil unterschrieben.
 
Dieser Fakt wird noch deutlicher wenn man beachtet, dass die Ärzte überhaupt nicht wissen können, was der tatsächliche Zustand des kranken Patienten ist. Denn wer kann denn sicher sein, dass die von ihnen getroffene Diagnose der Wahrheit entspricht? Woher nehmen sie die Gewissheit, bei dem Patienten kann keine plötzliche Heilung mehr erfolgen? Hält sich ein Arzt etwa für Gott? Zum einen ist er davon überzeugt zu wissen, welches Schicksal dem kranken Patienten bevorsteht, und zum anderen hält er es für unmöglich, dass dieser wieder auf die Beine kommt!? Diese Denkweise ist erstaunlich, da für den Schöpfer der Welt nichts unmöglich ist, und deshalb liegt es in Seiner Macht, alles zu verändern.
 
Die Ergebnisse aller an dem Patienten durchgeführten Untersuchungen, sagen nichts über die Bestimmung Gottes aus, d.h. ob Gott festlegte, dass er stirbt, weiter lebt, gesund wird oder dergleichen. Jeder von uns kann eindeutig beobachten, dass die Diagnose eines Arztes nicht endgültig ist. Wir alle sahen oder hörten schon unzählige Male von kranken Menschen, die trotz der ihnen diagnostizierten Lebensdauer noch lange weiter lebten oder sogar völlig gesund wurden. 
 
Manchmal kann ein Mensch durch eine Gebotsausführung oder durch ein Versprechen an Gott etwas zu verändern bzw. etwas zu machen, oder durch eine ehrlich gemeinte Sündenreue das Blatt zu seinem Guten wenden. Sobald Gott sich mit diesem Fall beschäftigt kann alles geschehen, denn alles liegt in Seinen Händen!