Engel in Weiß (2)

Was ist der richtige Rat?

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 07.11.21

Auszug aus dem Buch von Rabbi Schalom Arusch: “Began Ha´Emuna“ (Dieses Buch ist auch auf Deutsch unter dem Titel “Im universellen Garten des Glaubens“ erhältlich)

Was ist der richtige Rat?  
 
Ein an Gott glaubender Arzt ist sich darüber im Klaren, dass sich der Gesundheitszustand eines Menschen schlagartig in die entgegengesetzte Richtung verändern kann. Daher genügt es, wenn man den Namen des erkrankten Menschen einer gerechten Person mitteilt und diese für ihn betet. Oder wenn der erkrankte Mensch selbst noch dazu im Stande ist die Initiative zu ergreifen, dann muss er seinen Glauben an Gott stärken und sich sündenreuig zeigen, – dieses Verhalten reicht aus um die erwünschte Gesundheit zu erhalten.
 
Umgekehrt kann es allerdings eben so schnell gehen, wenn beispielsweise ein kranker Mensch hervorragende Untersuchungsergebnisse erhält, bedeutet das noch lange nicht, dass dies so bleibt, denn wenn er von seinem Glauben an Gott abrückt oder wenn er schlechtes Verhalten an den Tag legt, dann kann sich sein Gesundheitszustand ebenso schlagartig verschlechtern. 
 
Aufgrund dessen darf ein Arzt auf keinen Fall niederschlagende oder traurige Aussagen treffen! Was würde das nützen? Auch wenn er mit seiner Voraussage absolut Recht hätte, bedeutet das noch lange nicht das letzte Wort, da man in Betracht ziehen muss, Gott kann ja den kranken Menschen begnadigen und ihm somit seine Gesundheit und sein Leben wiederschenken. Und dadurch hätte der Arzt eine hausgemachte Blamage auf seinem Konto.
 
Und wenn man davon ausgeht, er hätte mit seiner Voraussage absolut Recht, da diese am Schluss tatsächlich so eintrat, dann stellt sich dennoch die Frage, was hat es ihm gebracht?
 
Er hat durch seine niederschmetternde Voraussage den kranken Menschen nur noch mehr geschwächt und verängstigt.
 
Gott wird den Arzt dafür vor das Himmelsgericht stellen, da er der Krankheit seines Patienten die Unheilbarkeit aufsetzte. Die Angst des Patienten trieb die bereits schwere Krankheit nur noch mehr voran, denn wenn ein Mensch sich vor etwas fürchtet, dann ist dies das Resultat. So wie es geschrieben steht:
 
„…wovor ich gezittert habe, das traf mich und wovor ich mich gefürchtet habe, das kam über mich“ (Hiob, 3. Kapitel, Satz 25) 
 
Folglich ist unser Ratschlag für jeden Arzt:
 
„Sage niemals etwas Bindendes und Unabänderbares! Auch wenn man dich unter Druck setzt, musst du dich schön aus der Affäre ziehen, indem du beispielsweise sagst: Es ist viel zu früh für ausschlaggebende Aussagen. Und erst recht darfst du keine voreiligen Voraussagen von dir geben.“
 
Es gibt Situationen bei denen ein Arzt versucht, seinen Patienten zu beeinflussen, sodass dieser seine Empfehlung und Meinung zur notwendigen Weiterbehandlung akzeptiert, z.B.: wenn ein Arzt denkt, dass eine Operation oder die Einnahme eines bestimmten Präparates das Beste für seinen Patienten sei. Bei dieser Konsultation legt sich der böse Trieb auf die Seele des Arztes, der versucht, dem Patienten seinen Rat aufzudrücken, sodass dieser schlussendlich akzeptiert und der Arzt somit zur Tat schreiten kann. Dieses Verhalten ist natürlich falsch! Auch wenn der Ratschlag des Arztes tatsächlich gut wäre, trotzdem darf ein Arzt seinem Patienten nicht die Entscheidung abnehmen. Denn wir können in Wirklichkeit gar nicht wissen, ob der Ratschlag des Arztes gut oder schlecht ist. 
 
Daher liebe Ärzte:
 
Willst du ein Arzt sein? Ein Arzt, der Menschen hilft? Dann tue das Deinige. So wie Gott einst zum Propheten sprach:
 
„Sehe dich so, wie Ich dich erschuf…“
 
Das heißt, sag was gesagt werden muss, nicht mehr und nicht weniger. Du musst dabei aber deinem Patienten die Tür des Glaubens offen halten und ihm die Wahl lassen, sich selbst entscheiden zu können. Und wenn dein Patient deinen Rat nicht annimmt, dann ist das nicht dein Problem. Deshalb erspare dir aus verständlichen Gründen, weitere Probleme anschaulich zu schildern. Und wenn es deines Erachtens sehr schlecht um den Patienten steht, dann sagst du ganz einfach:
 
Es sieht so aus, als ob es ihnen nicht all zu gut geht, deshalb schlage ich als nächsten Behandlungsschritt die Ausführung von X vor. Das reicht! Füge nichts mehr von dir selbst hinzu. Was Gott von deinem Patienten erwartet, das wird Er ihm schon ins Herz legen. Und wenn es Gottes Wille ist, dass er auf deinen Rat hört, dann wird er diesem folgen. Und wenn nicht, dann eben nicht. 
 
Die Regel hier ist, dass es Gott ist der entscheidet, was mit jedem kranken Menschen geschehen wird. Deshalb fungiert ein Arzt nur als Bote Gottes, der dessen barmherzige Obhut zum Vorschein bringen soll. Des Weiteren muss ein Arzt bei seiner tagtäglichen Berührung mit kranken Menschen wissen, dass er deren Seelengemüt sowie seine Moral aufbauen und nicht etwa zerstören muss. 
 
Deshalb muss sich ein Arzt mit diesen Worten an seine Patienten wenden:
 
„Sie müssen wissen, dass nichts in unseren Händen liegt, deshalb müssen wir unsere Sicherheit an Gott stärken. Und auch wenn die Ergebnisse der Untersuchungen so ausfallen wie sie ausfallen, können wir uns auf sehr gute Überraschungen einstellen. Nichts ist endgültig, da Gott jede Situation im Nu verändern kann. Deshalb müssen sie ihren Glauben stärken, sowie Sündenreue zeigen und sich bei Gott entschuldigen. Sprechen sie ganz einfach mit Ihm, beten sie zu Ihm und geben sie wohltätige Spenden. Auch wir werden unseren Glauben stärken, dass der Schöpfer der Welt uns die richtigen Ratschläge gibt, sodass wir ihnen am effektivsten weiterhelfen werden, und das alles was wir unternehmen vom Erfolg geprägt sein wird, damit sie zu guter Letzt wieder völlig gesund sein werden.“