Detailliert, spezifisch & exakt

Es war einmal ein Mann, der sich völlig erschöpft zu Fuß auf einen langen Weg machte. Dies fiel ihm äußerst schwer und deshalb wendete er sich mit folgenden Worten an Gott: ...

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.04.21

Auszug aus dem Buch: „Im Garten des Glaubens“ von Rabbi Schalom Arusch

 

 

Nicht geizig mit den Worten umgehen 
 
Unterm Strich bleibt aus dem bisher Geschriebenen die Erkenntnis, dass jeder Mensch hauptsächlich um den Erhalt des Glaubens beten muss. Aufgrund dessen ist es daher auch sehr wichtig, sich bei seinen Gebeten an Gott detailliert, spezifisch und exakt auszudrücken. Den Grund dafür entnehmen wir aus der folgenden Geschichte:
  
Es war einmal ein Mann, der sich völlig erschöpft zu Fuß auf einen langen Weg machte. Dies fiel ihm äußerst schwer und deshalb wendete er sich mit folgenden Worten an Gott:
 
„Schöpfer der Welt, bitte schenke mir einen Esel.“
 
Er drückte sich dabei allerdings weder detailliert noch spezifisch, geschweige denn exakt aus.
 
Während der zu bemitleidende Fußgänger Gott seine Bitte kund gab, zog im gleichen Augenblick hinter seinem Rücken eine Eselskarawane vorbei, in der eine Eselin einen Jungesel gebar. Da dieser noch nicht selbstständig gehen konnte, erschwerte er das Vorankommen der Karawane, und deshalb wollten ihn die Karawanenführer so schnell wie möglich loswerden. Als sie unmittelbar hinter dem betenden Fußgänger standen, hörten sie, dass er Gott um einen Esel bittet. Die Führer der Karawane trauten ihren Ohren nicht und entschlossen sich, ohne mit der Wimper zu zucken, ihm den Jungesel zu schenken. Sie legten den Jungesel hinter ihm ab und machten sich zügig von dannen, da sie befürchteten, der Fußgänger könnte vielleicht seine Meinung ändern. Als der betende Mann sich umdrehte, nahm er völlig schockiert den jungen Esel wahr. Zum einen war er begeistert von der sofortigen Wunscherfüllung durch Gott, doch andererseits war er darüber auch äußerst enttäuscht, da er sich nun zu allem Überfluss mit einem Jungesel herumplagen muss, der nicht einmal imstande ist, sich auch nur einen Millimeter alleine fortzubewegen …  
 
Aus dieser Geschichte entnehmen wir, dass Gott das unkonkrete und unspezifische Gebet des Mannes erhörte und ihm entsprechend seines Wunsches die Bitte erfüllte. Er bat Gott um einen Esel; Gott gab ihm einen Esel. Doch anstatt auf ihm reiten zu können, „reitet“ dieser nun auf ihm!
 
Dieses peinliche Schlamassel hätte er sich durch eine detaillierte, spezifische und exakte Ausdrucksweise ersparen können! Wenn er folgende schlichte und genaue Wortwahl getroffen hätte:
 
„Schöpfer der Welt, bitte schenke mir einen Esel, auf dem ich reiten kann, damit ich so schnell wie möglich an mein Ziel gelangen kann!“
 
Dieser Bitte wäre Gott nämlich ebenso nachgekommen.
 
Diesbezüglich passt eine Lehre der weisen Menschen unserer vorherigen Generationen die besagt, dass ein Mensch im Gebet seinen Wunsch spezifizieren muss. Deshalb ist es beim Gebet für den Erhalt des Glaubens sehr wichtig, spezifizierend und sinngemäß ins Detail zu gehen, um so den vollständigen Glauben zu erlangen.
 
Ein Mensch, der sich z.B.,mit diesem Satz:
 
„Schöpfer der Welt ,bitte schenke mir den Glauben an Dich!“
 
an Gott wendet und diesen etliche Male wiederholt, tut damit nichts Schlechtes. Im Gegenteil – er tut etwas Hervorragendes! Allerdings gleicht dieses Bitten keinem Gebet, in dem man spezifisch auf den Erhalt einer Sache eingeht. Des Weiteren fällt einem Menschen auf diese Weise immer wieder neuer Gesprächsstoff ein, mit dem er Gott sozusagen „um den Finger wickeln“ kann. 
 
Zusammenfassend ist nun klar, dass Gott einem Menschen die Wünsche gemäß seiner Worte erfüllt. Anders gesagt bedeutet dies:
 
„Je ausführlicher ein Mensch über etwas mit Gott spricht desto mehr erhält er von Ihm.“
 
Doch im Nachhinein weckt das eine äußerst brisante Frage:
 
„Weshalb muss ein Mensch zu Gott beten? Schließlich kennt Er jeden Gedanken eines Menschen!“
 
Die Antwort darauf findet man in der Festlegung Gottes, dass das Wort eines Menschen den Erhalt einer Sache bestimmt, oder anders gesagt:
 
Ein Mensch erhält gemäß seiner Worte, was er sich wünscht. Wenn er sich kurz und ungenau äußert, wird das Ergebnis entsprechend ausfallen, so wie bei dem Mann, der Gott um einen Esel bat. Er bekam zwar einen Esel, allerdings nützte ihm dieser nichts. Demzufolge muss sich ein Mensch in seinem Gebet detailliert, spezifisch und exakt zu einer Sache äußern, um so das gewünschte Ergebnis in seiner Vollständigkeit zu erlangen. 

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