Die Königskrone (1)

In der Medizin ist eine OP im Inneren eines Herzens unmöglich, daher behilft man sich in der Regel der Methode einer Beipassoperation.

6 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Aus den Fünf Büchern Moses lassen sich 365 Verbote und 248 Gebote entnehmen (inklusive der berühmten Zehn Gebote). – Zusammen bilden sie den bekannten Zahlenwert “Tariag (613)“. Die 365 Verbote stehen dabei zum einen den 365 Tagen eines Kalenderjahres und zum anderen den 365 Sehnen bzw. Blutgefässen eines menschlichen Körpers gegenüber. Die 248 Gebote stehen hingegen den 248 Gliedern eines menschlichen Körpers gegenüber. Einer dieser Gebote verkörpert das Anlegen der Tefillin (Gebetskapseln), also der Königskrone, so wie es heißt: „Du sollst den Ewigen, deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deiner ganzen Kraft … Binde sie zum Zeichen an deine Hand, und sie seinen zum Stirnschmuck zwischen deinen Augen … “ (5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 5 – 9)

An dieser Stelle werden wir nun erklären, wie wichtig das Anlegen der Tefillin für einen Menschen ist, der in seinem Leben etwas erreichen möchte bzw. sich zum Positiven verändern will. In der Medizin ist eine OP im Inneren eines Herzens unmöglich, daher behilft man sich in der Regel der Methode einer Beipassoperation, die dadurch den erwünschten Effekt ins Herz lenkt. Die Tefillin sind so etwas wie ein Beipass, mit der ein jüdischer Mann durch deren Anlegung all seine positiven Träume und Erkenntnisse ins Herz leiten kann, um so die Auslebung zu erreichen.

Ein Mensch muss sich darüber im Klaren sein, dass eine von ihm durch seinen Verstand erlangte Erkenntnis nicht genügt, um ihn wirklich dazu zu bewegen, etwas in seinem Leben voranzutreiben oder dergleichen. Es bedarf dafür den Schritt der Verschiebung einer vom Verstand erlangten Erkenntnis in sein Herz, so wie es ausdrücklich im Fünften Buch Moses (Kapitel 4, Satz 39) steht: „Erkenne es heute und nimm es dir zu Herzen…“ – “Erkenne es heute“ entspricht einer erlangten Erkenntnis des Verstandes. Und dann heißt es weiter:“Nimm es dir zu Herzen“, d.h. dass man die erlangte Erkenntnis des Verstandes ins Herz transferieren muss. Diesen Vorgang beschleunigen die Tefillin wie oben erläutert.  
 
Solange ein Mensch nur mit der Erkenntnis von etwas Bestimmten in seinem Verstand herumläuft, wird es ihm nicht gelingen, dieser zu folgen, da seiner Erkenntnis eine wichtige Komponente fehlt. Diese fehlende Komponente ist die Beherzigung der Erkenntnis. D.h. dass ein Mensch nur nach der Beherzigung seiner erlangten Erkenntnis imstande sein wird, diese weiter auszuleben und somit beispielsweise an den Platz eines negativen Charakterzuges in seinem Herzen eine positive Erkenntnis des Glaubens zu setzen. Das Herz eines Menschen bildet als eine Art Maler des Charakters den Mittelpunkt aller Charaktereigenschaften, daher kann ein Mensch sich nur mittels der Einsicht und Erkenntnis seines Herzens zum Positiven verändern. – Wie bereits gesagt beschleunigt das Anlegen der Tefillin diesen Vorgang immens!  
 
Der Beweis für die Richtigkeit all dieser Aufführungen ist in der Tatsache zu finden, dass es rund um den Globus etliche Menschen gibt, die auf der einen Seite hochintelligent sind, allerdings auf der anderen Seite über schlechte bis hin zu katastrophalen Charaktereigenschaften verfügen. Der Grund dafür ist die Unreinheit ihres Herzens. – Einen weiteren Beweis für die Richtigkeit dieser Dinge erbringen völlig durchschnittliche Menschen, die weder hochintelligent noch superschlau sind, allerdings aufgrund ihres sauberen und reinem Herzens über hervorragende Charaktereigenschaften verfügen.  
 
Die Übertragung einer erlangten Erkenntnis aus dem Verstand in das Herz hinein erreicht man durch die tägliche Anlegung der Tefillin wie von selbst.
 
Sowohl der Kopfteil (Kopf-Tefillin, hebräisch Tefillin Schel Rosch), als auch der Handteil (Hand-Tefillin, hebr. Tefillin Schel Jad), bestehen jeweils aus einem schwarzen Ledergehäuse (hebr. Ba´it, pl. Batim), worin auf Pergamentrollen folgende Thora-Abschnitte mit einer Feder eines koscheren Tieres und einer nicht verblassenden, speziell aus pflanzlichen Stoffen hergestellten Tinte handschriftlich erfasst werden:
 
2. Buch Moses, Kapitel 13, Satz 1 – 10 („Heilige Mir alles Erstgeborene…“):
 
„Und der Ewige sprach zu Moses: Heilige Mir alles Erstgeborene! Alles, was bei den Kindern Israels zuerst den Mutterschoß durchbricht, sowohl beim Menschen als auch bei den Tieren, gehört Mir. Und Moses verkündete nun dem Volke: Gedenket dieses Tages, an dem ihr aus Ägypten, dem Sklavenhaus, herausgezogen seid; denn mit starker Hand hat euch der Ewige von dort herausgeführt; deshalb soll Gesäuertes nicht gegessen werden. Heute im Frühlingsmonat zieht ihr hinaus. Wenn dich dann der Ewige in das Land der Kanaaniter, Chitthiter, Emoriter, Chiwwiter und Jebussiter bringen wird, das Er dir zu geben deinen Vätern geschworen hat, in ein Land, das von Milch und Honig fließt, so sollst du in diesem Monat folgendes Brauchtum üben: Sieben Tage lang sollst du ungesäuerte Brote essen, und am siebenten Tage soll eine Festfeier für den Ewigen stattfinden. Nur ungesäuertes Brot darf diese sieben Tage hindurch gegessen werden. Und Gesäuertes sowie Sauerteig, darf bei dir, also in deinem gesamten Gebiet nicht einmal zu sehen sein. Und an jenem Tage sollst du deinem Sohne erzählen: Dies geschieht um dessentwillen, was der Ewige an mir getan hat, als ich aus Ägypten wegzog. Es soll zu einem Zeichen an deiner Hand sein und zu einem Erinnerungsband zwischen deinen Augen, damit das Gesetz des Ewigen in deinem Munde sei; denn mit starker Hand hat dich der Ewige aus Ägypten herausgeführt. Und deshalb beachte diese Satzung zu ihrer festgesetzten Zeit von Jahr zu Jahr.“
 
2. Buch Moses, Kapitel 13, Satz 11 – 16 („Wenn dich der Ewige in das Land…“): 
 
Wenn dich der Ewige in das Land der Kanaaniter bringen wird, wie Er es dir und deinen Vätern versprochen hat und es dir gibt, so sollst du alles, was zuerst den Mutterschoß durchbricht, dem Ewigen schenken; auch jeder männliche Erstlingswurf des Viehs, der dir zuteil wird, gehört dem Ewigen. Jeden Erstlingswurf des Esels sollst du aber gegen ein Lamm auslösen; und wenn du ihn nicht auslösen willst, dann musst du ihm das Genick brechen. Jede menschliche Erstgeburt unter deinen Söhnen sollst du auslösen. Wenn dich künftig dein Kind fragen wird: Was hat dies zu bedeuten? Dann sollst du ihm sagen: Mit starker Hand hat uns der Ewige aus Ägypten herausgeführt, aus dem Sklavenhaus. Denn als Pharao hartnäckig verweigerte uns ziehen zulassen, da hat der Ewige alle Erstgeborenen im Ägypterland getötet, vom Erstgeborenen bei den Menschen bis hin zum Erstlingswurf des Viehs; darum opfere ich dem Ewigen alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht und den Erstgeborenen unter meinen Söhnen löse ich aus. Und es soll dir zu einem Zeichen an deiner Hand sein und zu einem Merkmal auf deiner Stirn, weil der Ewige uns mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt hat.“
 
5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 4 – 9 („Höre Israel! …“): 
 
„Höre Israel! – Der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist Einzig. Du sollst den Ewigen, deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deiner ganzen Kraft. Diese Worte, die Ich dir heute befehle, seien in deinem Herzen, schärfe sie deinen Kindern ein und sprich davon, wenn du in deinem Haus sitzt, und wenn du unterwegs bist, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Binde sie zum Zeichen an deine Hand, und sie seinen zum Stirnschmuck zwischen deinen Augen. Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und deiner Tore.“
 
5. Buch Moses, Kapitel 11, Satz 13 – 21 („Wenn ihr nun auf Meine Gebote höret …“): 
 
„Wenn ihr nun auf Meine Gebote höret, die Ich euch heute gebiete, d.h. den Ewigen, euren Gott zu lieben und Ihm zu dienen mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele, so werde Ich den Regen eures Landes zur richtigen Zeit geben, Frühregen und Spätregen, und du wirst dein Getreide, deinen Most und dein Öl einsammeln. – Und Ich werde dir das notwendige Gras auf deinem Feld für dein Vieh geben; und du wirst essen und satt sein. Nehmet euch in Acht, dass euer Herz nicht betört wird und ihr dadurch abweicht und fremden Göttern dienet und euch vor ihnen niederwerft! Der Zorn des Ewigen würde sich dadurch über euch entbrennen, und Er wird den Himmel verschließen, sodass kein Regen komme, und der Erdboden wird seinen Ertrag nicht geben; und ihr würdet deswegen sehr bald aus dem guten Land schwinden, welches der Ewige euch gibt. Leget diese, Meine Worte in euer Herz und in eure Seele, bindet sie zum Zeichen an eure Hand, und sie seien zum Stirnschmuck zwischen euren Augen. Des Weiteren lehret sie eure Kinder und spreche von ihnen, wenn du in deinem Haus sitzt, und wenn du unterwegs bist, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und deiner Tore. – Auf dass eure Tage und die Tage eurer Kinder sich mehren auf dem Boden, den der Ewige euren Vätern geschworen hat, ihn ihnen zu geben, so lange wie der Himmel über der Erde steht.“   
 
Anmerkung: Bei der Herstellung und der Anlegung der Tefillin gibt es sehr viel unterschiedliche Gebräuche bzw. Möglichkeiten. Der wohl größte Unterschied liegt dabei zweifellos in der Meinungsverschiedenheit zwischen Raschi (Rabbi Schlomo Itzchak, der 1040 in der französischen Provinzstadt Troyes geboren wurde und 1105 verstarb. Außerdem lebte er einige Zeit auch in Deutschland, in Mainz und in Worms) und Rabbenu Tam (dem Enkel Raschis, der 1100 im französischen Ramerupt geboren wurde und 1171 in Troyes verstarb).  
 
Raschi setzte damals fest das man die vier Thora-Abschnitte in dieser Reihenfolge in die Ledergehäuse der Tefillin hineinzustecken hat:
 

  • 2. Buch Moses, Kapitel 13, Satz 1 – 10 („Heilige Mir alles Erstgeborene…“):
  • 2. Buch Moses, Kapitel 13, Satz 11 – 16 („Wenn dich der Ewige in das Land…“
  • 5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 4 – 9 („Höre Israel! …“
  • 5. Buch Moses, Kapitel 11, Satz 13 – 21 („Wenn ihr nun auf Meine Gebote höret …“

Rabbenu Tam war allerdings der Meinung, dass man die Thora-Abschnitte in dieser Reihenfolge in die Ledergehäuse der Tefillin hineinzustecken hat:

  • 2. Buch Moses, Kapitel 13, Satz 1 – 10 („Heilige Mir alles Erstgeborene…“):
  • 2. Buch Moses Kapitel 13, Satz 11 – 16 („Wenn dich der Ewige in das Land…“)
  • 5. Buch Moses, Kapitel 11, Satz 13 – 21 („Wenn ihr nun auf Meine Gebote höret …“
  • 5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 4 – 9 („Höre Israel! …“

Die Variante Raschis wurde hindessen von der gesamten Welt akzeptiert und übernommen. Allerdings pflegen insbesondere Chassiden und Juden aus dem Süden Europas und aus dem Orient neben der Anlegung der Tefillin Raschis, ebenso die Tefillin Rabbenu Tams täglich anzulegen.
 
Zum Bestellen äußerst hochwertiger Tefillin – oder einem dazu beratenden Gespräch, schreiben Sie bitte direkt an die E-Mail von Rabbi David Kraus: dk.david.kraus@gmail.com
 

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