Der maßgeschneiderte Anzug

Das Glück ist nicht das Ziel, sondern der Weg! Stress und Enttäuschungen basieren auf Erwartungen.

4 Min.

Andrea Jockisch

gepostet auf 17.03.21

Die Glücksforscher fanden heraus, dass Glück und glücklich zu sein für jeden Menschen etwas anderes bedeutet. Das Glück existiert – so wie die Schönheit auch – daher nur in den Augen des Betrachters.

Ein jüdischer Gelehrter sagte einmal: „Glücklich zu sein, ist ein Maßanzug. Unglückliche Menschen sind jene, die den Maßanzug eines anderen tragen wollen.“

 

 

Du bist, was du denkst

 

Rabbi Nachman lehrt uns darüber: „Alles in der Welt – alles, was ist und was geschieht – ist eine Prüfung und nur dazu da, dir Wahlfreiheit zu geben. Wähle weise.“

 

Die Gedanken einer Person – das heißt, ihre alten Gewohnheiten – bestimmen, wie sie sich verhält, wie sie sich fühlt und wie sie über sich selbst denkt. Dieser unbewusste Zustand ist vergleichbar mit einem Roboter, der Tag um Tag seine einprogrammierten Konditionierungen abrattert.

 

Unsere Gedanken formen unsere Welt. So wie es bei einem Menschen innerlich aussieht, so sieht es höchstwahrscheinlich auch in seinem Äußeren aus. Ein Mensch kann nicht selbstbewusst auftreten, wenn ihn innerlich Selbstzweifel und sonstige negative Gedanken auffressen. Er kann nicht spontan und humorvoll daher kommen, wenn er in seinem Inneren glaubt, ein steifer, engstirniger und ernster Mensch zu sein. Er kann keinen Erfolg erringen, wenn er nicht die nötige innere Einstellung dazu besitzt.

Erst muss es bei dir im Inneren stimmen, bevor deine Außenwelt sich diesem Bild angleichen kann.

 

Wenn du im Moment noch nicht das hast, wonach du dich sehnst, dann bist du innerlich noch nicht reif genug dafür bist. Gott gibt dir zur rechten Zeit, was dir zusteht.

Wenn du dir einmal Spitzensportler anschaust oder Menschen, die einem anderen Bereich Höchstleistungen erzielen, musst du wissen, dass all diese Menschen intensiv an ihrer inneren Welt gearbeitet haben. Um etwas erreichen zu können, muss dies erst einmal in deinem Kopf möglich sein.

 

 

Lebensprüfung als Wahlfreiheit

 

Rückschläge, kleine Downs und schwierige Lebensphasen sollte man nicht überbewerten, sondern als Chance und Herausforderung sehen, die Gott einem Menschen in den Weg legt. Mir sagte einmal jemand: „Es braucht immer wieder das Tal, um den Gipfel erreichen zu können.“

Das betrifft ebenso unsere Glaubensprüfungen. Rabbi Nachman lehrt uns diesbezüglich in seinem Werk Likutey Moharan, Band 1, Kapitel 22: „Spirituelles Wachstum kann wie eine Achterbahn sein. Tröste dich mit der Gewissheit: Der Weg nach unten ist nur die Vorbereitung für den Weg nach oben.“

 

Mach daher kein Drama aus allem, was dir in deinem Leben widerfährt. Schenke den schlechten Ereignissen keine Aufmerksamkeit und lasse dich nicht bemitleiden. Beschenke dich selbst mit schönen und positiven Dingen und fülle zuerst deine eigene Leere. Denn es kann nach außen hin auf Menschen nur wirken, was du in dir trägst.

Verzichte völlig auf die schlechten Nachrichten in verschiedensten Medien, die nichts zu deinem positiven Denken und Wohlbefinden beitragen. Trauerspiele, die sich auf Angst berufen, können keinesfalls glücklich machen.

 

Sich selbst mit Liebe zu akzeptieren, ist der Schlüssel zum Glück. Wenn du es erreichst, all deinen Makel im Innen und Außen als Geschenk des Schöpfers zu betrachten und zufrieden anzunehmen, wirst du feststellen, wie einfach es ist, glücklich zu sein. Die Selbstakzeptanz ermöglicht ein Glücksgefühl, das viele nie erreichen, die sich nicht mit ihrer Persönlichkeit beschäftigen. Nimm dich so, wie du bist, mit Liebe an, denn dies ist auch ein wichtiger Schritt, um die Fähigkeit zu entwickeln, deine Mitmenschen lieben zu lernen. Wenn du dich selbst nicht ausstehen kannst, wie willst du dann andere Menschen lieben? Mehr zu diesem Thema ausführlich in meinem Artikel „Wenn die Masken fallen“.

 

 

Trenne dich von falschen Erwartungen

 

Durch das Festhalten an Dingen und Gewohnheiten oder das Warten auf den glücklichen Augenblick ist für solch einen Menschen das Glück ungreifbar. Dieser stellt sich vor, dass er ein Ziel erreichen müsse, um das Glück zu verdienen. Doch er wird nie zum Ziel kommen, wenn er energisch auf das Glück wartet.

Sei dir dessen bewusst: Das Glück ist nicht das Ziel, sondern der Weg! Stress und Enttäuschungen basieren auf Erwartungen. Überprüfe, wie viele Erwartungen davon realistisch sind. Hinterfrage dein Verhalten, warum noch immer du an nicht realistische Erwartungen festhältst. Trenne dich von falschen Erwartungen! Sortiere, was wirklich machbar ist!

 

 

Übe dich in der Achtsamkeit

 

Geärgert wird man nicht, sondern man ärgert sich selbst über das unangebrachte Verhalten seiner Mitmenschen. Auch hat man keinen Stress, sondern man macht sich selbst den ganzen Stress. Zwei Tatsachen, die uns aufzeigen, dass wir selbst unseres Glückes eigener Schmied sind. Wir brauchen nur unsere Einstellung zu den Dingen zu ändern. Es gibt zu allem eine positive und eine negative Sichtweise. Wenn dich etwas ärgert, das du nicht ändern kannst, dann suche darin das Positive und versuche, das Beste aus der Situation zu machen.

Durch die Hitbodedut-Meditation, dem Zwiegespräch mit Gott in der Einsamkeitssuche, lassen sich positive Gefühlszustände einüben. Du entwickelst mit dieser Methode mehr Achtsamkeit gegenüber Gefühlen sowie Einstellungen und lernst mit schwierigen und unangenehmen Situationen besser zurechtzukommen. Gehen stehts vom Positiven aus und betrachte das, was dir im Leben widerfährt, als etwas Neues sowie als eine Inspiration und sehe deine Probleme als eine Herausforderung. Denn Gott lässt alles lediglich zu deinem Besten geschehen.

 

Rabbi Nachman aus Breslev erwähnt in seinem Werk Likutey Moharan, Band 1, Kapitel 21: „Arbeite daran, nur positive Gedanken zu haben. Dies wird Wunder wirken in deinem Geist.“

Auch an der Arbeit führt kein Weg dran vorbei. Schließlich bestimmt sie einen wesentlichen Teil unseres Alltags. Wer einer innerlich erfüllenden und befriedigenden Arbeit nachgeht, ist deutlich glücklicher als jemand, der einfach nur seinen Job macht.

Eine interessante Studie besagt: Je mehr der Mensch seine eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen in den Job einbringen kann desto glücklicher ist er damit.

Pflege also deine Fähigkeiten und Talente, statt ständig über deine Unzulänglichkeiten zu verzweifeln.

Fehler sind menschlich. Akzeptiere sie liebevoll mit einem Schmunzeln. Freuen dich über die Fähigkeiten, mit denen der Schöpfer dich beschenkt hat, statt dich darüber zu ärgern, was du nicht kannst.

 

 

Leben im Hier und Jetzt

 

Glückliche Menschen haben eines gemeinsam: Sie konzentrieren sich vermehrt auf die positiven Dinge in ihrem Leben. Sie Leben im Hier und Jetzt.

 

Rabbi Nachman wusste, dass uns auf dem Lebensweg vor allem das Gefühl zermürbt, dass wir zu viele Pflichten zu erfüllen haben. Stattdessen, so rät er, sollten wir uns auf die unmittelbar bevorstehende Aufgabe konzentrieren. Auf diese Weise können wir sogar die beängstigendsten Hindernisse überwinden.

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