Schluss mit Larifari!

Überlege daher, welches Selbstbild vorteilhaft für dich ist für dein Lebensglück und deine persönliche Entwicklung.

5 Min.

Andrea Jockisch

gepostet auf 04.04.21

Zuallererst möchte ich eine Begebenheit mit Rabbi Meir erzählen: Ein Schankpächter beschwerte sich bei Rabbi Meir von Primischlan über einen anderen, der sich in der Nähe niedergelassen hat und ihm seinen Erwerb wegnahm.

 

"Hast du", fragte der Rabbi, "ein Pferd im Fluss trinken sehen? Es schlägt mit dem Fuß nach etwas Unsichtbarem aus. Das tut es, weil es sein Spiegelbild sieht und meint, ein anderes Pferd wolle ihm das Wasser wegtrinken, und dann schlage dieses andere nach ihm aus. So fürchtest du dich vor dir selber und willst dir selber an den Leib. Denn dein Nachbar ist kein anderer als du, der Mensch, den Gott in die Welt gesetzt hat, dass er in ihr seinen Dienst tut und diese Welt genießt."

 

Wie oft passiert es, dass der Mensch sich in seinem Leben selbst im Weg steht und sich wegen seine pessimistischen Einstellung seiner Gedanken selbst Steine auf den Weg legt? Zweifel befallen ihn, wenn es darum geht, sich seinen Herausforderungen des Alltags zu stellen. Man hört sie meistens nur Worte sagen, wie: "Das ist leichter gesagt als getan.", "Wenn das mal so einfach wäre wie du dir vorstellst.", "Du hast leicht reden!", "Mag schon sein, vielleicht.", "…, aber …", "Wenn …" Letztendlich endet das Ganze in Mitleidsgejammere.

 

Schon das "Vielleicht" oder "Aber" sind ausschlaggebend. Diese Worte sind für viele Mutlose eine Bremse, die sie daran hindert, mit Glaubenskraft, Motivation und Freude eine Sache anzupacken und sie mit Bravour zu meistern. Ein Bauplan ist auch nicht von heute auf morgen umgesetzt. Es bedarf praktisches Wissen, Erfahrung, Zielstrebigkeit, Effizienz, Präzision, Ausdauer, Teamwork, Gewissenhaftigkeit, Zuverlässigkeit Zeit und viel Schweiß – so auch in unseren Entscheidungen, die wir tagtäglich zu treffen haben. Deine Entscheidung, deine Lebenseinstellung, deine Sichtweise auf die Dinge, die sich in deinem Alltag abspielen, sind entscheidend bei der Bewältigung von Aufgaben und Überwältigung von Hürden. Wie schon Rabbi Nachman in seinem Werk Likutey Moharan sagt, ist es nichts sonderlich Geheimnisvolles am freien Willen. Du tust, was du tun willst; und du lässt, was du nicht tun willst.

 

Wer HaShem an seiner Seite weiß, der kennt die entmutigenden und zweifelhaften Wort "vielleicht" und "aber" nicht. Er holt sich seine Motivation aus der Emuna, der unerschöpflichen Kraft des Glaubens. Deine positiven Gedanken sind wie mehrere aneinandergereihte Solarzellen. Sobald sich ein negativer Gedanke einschleicht – und sei er noch so klein -, dann ist es wie wenn die Solarzellen zu Bruch gehen und ihren Dienst verfehlen, nämlich das Kraft spendende Licht der Emuna zu empfangen. Deswegen sorge dafür, dass deine Solarzellen funktionieren! Warte sie jeden Tag. Wie du sie wartest? Die Tora und der Tenach sind deine Bedienungsanleitung.

 

Aus der oben aufgeführten Begebenheit, wo Rabbi Meir von dem Pferd, das sein Spiegelbild nicht als sein eigenes erkannte, sondern als das eines fremden Pferdes, welches sich über sein Wasser her machte, können wir entnehmen, dass es ausschlaggebend ist, für welchen Standpunkt ein Mensch sich entscheidet. Überlege daher, welches Selbstbild vorteilhaft für dich ist für dein Lebensglück und deine persönliche Entwicklung. Dazu möchte ich einige Situationen aufführen, denen wir auf zwischenmenschlicher Basis besonders in unserem Berufsleben begegnen – gesehen aus dem negativen und positiven Selbstbild:

 

 

1. Mögliches Verhalten: Du behältst Persönliches für dich.

 

Negatives Selbstbild: Ich bin zu verschlossen; ich schaffe es nicht, unbefangen über Privates zu sprechen, erst recht am Arbeitsplatz oder in großer Runde. Andere unterhalten mit ihren Privatstorys einen ganzen Saal – aber bei mir entsteht immer der Eindruck, dass ich gar kein Privatleben habe.

 

Positives Selbstbild: Ich bin in der Lage, Vertrauliches für mich zu behalten – privat genauso wie geschäftlich. Deshalb vertrauen mir andere oft ihre Geheimnisse an. Zwischen meinem Privatleben und der Öffentlichkeit habe ich eine saubere Grenze gezogen – im Gegensatz zu manch anderen, die zu viel von sich erzählen.

 

 

2. Mögliches Verhalten: Ich führe nicht gerne Smalltalk.

 

Negatives Selbstbild: Ich leide unter einer Smalltalk-Phopie! Ich schaffe es einfach nicht, mit fremden Menschen in Kontakt zu kommen, ohne dass ich mir die Zunge dabei verknote. Und wenn ich doch mal den Mut fasse, komme ich mir vor wie ein Schauspieler: unecht und aufgesetzt.

 

Positives Selbstbild: Ich bin ein authentischer Mensch, der anderen nur dann Interesse und Nähe signalisiert, wenn diese tatsächlich bestehen. Vertrauen baue ich langsam auf, aber zuverlässig. Meine Spezialität sind Gespräche mit Tiefgang. Dafür werde ich geschätzt.

 

 

3. Mögliches Verhalten: Ich habe nur wenige Freunde.

 

Negatives Selbstbild: Es grämt mich, dass ich nur ein, zwei (vielleicht drei?) echte Freunde habe – dieselben seit Jahren. Von einem "Freundeskreis", wie ihn andere um sich scharen, kann nicht die Rede sein. Manchmal frage ich mich, ob ich kontaktscheu bin – oder gar unbeliebt, weil seit Jahren keine neuen Freundschaften mehr entstehen.

 

Positives Selbstbild: Ich bin in der Lage, tiefe Freundschaften einzugehen und sie über Jahrzehnte aufrecht zu erhalten. Die wenigen Menschen, die ich "Freunde" nenne, sind wirklich welche. Ich kann mich auf sie verlassen, und sie sich auf mich. Wenige tiefe Verbindungen sind mir lieber als viele oberflächliche. Ich bin ein loyaler Typ, ein Freund fürs Leben.

 

 

4. Mögliches Verhalten: Unter Druck bekomme ich wenig zustande.

 

Negatives Selbstbild: Wenn ich unter Druck gerate, habe ich einen leeren Kopf. Zum Beispiel wenn mich alle anglotzen und auf eine Antwort warten. Oder wenn ein Abgabetermin bedrohlich nahe rückt. Ich bin solchem Stress einfach nicht gewachsen!

 

Positives Selbstbild: Andere legen erst los, wenn der Termin drückt – ich dagegen erarbeite mir oft einen Vorsprung. Und auch im Gespräch bin ich besser vorbereitet als andere; daran kann ich mich festhalten, wenn mir mal nichts einfällt.

 

 

5. Mögliches Verhalten: Ich tue nicht gerne mehrere Dinge zur gleichen Zeit.

 

Negatives Selbstbild: Ich bin multitasking-unfähig! Wenn ich mehrere Dinge gleichzeitig tun soll, fühle ich mich überfordert und bekomme nichts mehr auf die Reihe.

 

Positives Selbstbild: Ich konzentriere mich aufs Wesentliche und regele die Dinge sorgfältig nacheinander, statt zu gleicher Zeit von allem ein bisschen zu erledigen, aber nichts so richtig.

 

 

6. Mögliches Verhalten: Ich leide unter Kritik.

 

Negatives Selbstbild: Ich habe einfach eine zu dünne Haut! Schon eine kleine Bemerkung reicht aus, dass ich mich angegriffen fühle und in Selbstzweifel verfalle. Manchmal beziehe ich sogar das Kirchern einer Gruppe auf mich (obwohl ich gar nicht weiß, ob ich wirklich gemeint bin). Ich muss lernen, härter zu werden und Angriffe an mir abprallen zu lassen.

 

Positives Selbstbild: Ich habe ein ausgeprägtes Gespür für Stimmungen und Bedürfnisse, deshalb kann ich gut auf andere eingehen. Unsensible Menschen werden überraschend vom Blitz getroffen, zum Beispiel durch ein Kritikgespräch oder eine Kündigung – ich dagegen nehme Gewitter schon wahr, wenn sie langsam aufziehen, und kann mich wappnen.

 

 

7. Mögliches Verhalten: Ich weiche Konflikten aus.

 

Negatives Selbstbild: Ich lasse mir zu viel bieten! Ich sage Ja, wenn ich Nein meine; ich gebe nach, wenn ich mich durchboxen sollte; und ich halte den Mund, wenn ich eigentlich schreien möchte. Manchmal komme ich mir wie ein Weichei vor.

 

Positives Selbstbild: Harmonie ist für mich ein wichtiger Wert. Ich verstehe es, in Gruppen zu einem guten Klima beizutragen. Ich bin in der Lage, eigene Interessen auch mal zurückzustellen, wenn es einem größeren Ziel dient.

 

 

8. Mögliches Verhalten: Ich preise mich ungern an.

 

Negatives Selbstbild: Ich bin ein Versager in Selbst-PR. Ob in Gehaltsverhandlungen, Vorstellungsgesprächen oder Gruppendiskussionen: ich verkaufe mich völlig unterm Wert. Es ist mir einfach peinlich, mir selbst auf die Schulter zu klopfen.

 

Positives Selbstbild: Schluss mit Larifari! Ich konzentriere mich lieber auf die Arbeit an sich, nicht aufs Reden darüber. Meine Arbeit ist oft tatsächlich so gut, dass sie für mich spricht – und ich nicht so laut trommeln muss wie jene, die es mangels Leistung dringend nötig haben.

 

 

Mit diesen acht genannten Punkten aus dem negativen und positiven Selbstbild möchte ich aufzeigen, dass jede Situation, in der wir uns persönlich befinden (werden), einzig und allein eine Frage der Betrachtungsweise ist. Niederdrückende Selbstzweifel sind hier demzufolge fehl am Platz!

 

Rabbi Nachman aus Breslev lehrt uns mit seinen weisen Worten: "Alles in der Welt – alles, was ist und geschieht – ist eine Prüfung und nur dazu da, dir Wahlfreiheit zu geben. Wähle weise."

Entferne aus deinem Gedankenwald entmutigende Worte, wie "vielleicht", "wenn" und "aber"; Sätze, wie "Das ist leichter gesagt als getan.", "Wenn das mal so einfach wäre wie du dir vorstellst.", "Du hast leicht reden!", "Mag schon sein, vielleicht.", "…, aber …", "Wenn …"

Diese Worte existieren nicht in der Gebrauchsanweisung eines Menschen, der fest auf HaShem baut und sich jederzeit vertrauensvoll Ratschläge bei Ihm einholt. Berate dich mit Dem, Der alleinig die Fäden deines Lebens in Seinen Händen hält: Dem Schöpfer des Lebens und der ganzen Welt! Alles hat Er gut gemacht – ausnahmslos ALLES, OHNE Zweifel!!!

 

"Arbeite daran, nur positive Gedanken zu haben. Dies wird Wunder wirken in deinem Geist." (Rabbi Nachman, Likutey Moharan, Band 1, Lektion 54)

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