Kinderstress? Reine Kopfsache!

Wie viel müssen gute Eltern denn noch leisten?! Sharon Roter ändert die Perspektive und baut Stress ab

4 Min.

Sharon Roter

gepostet auf 15.03.21

Manchmal hab ich genug von diesem ganzen Getue um die Kinder. Wie viel denn noch? Wir geben ihnen so viel, aber sie kriegen nie genug. Ich würde jetzt gerne das Sprichwort anbringen, von kleinem Finger und Hand, aber schön wär's wenn wir ihnen nur den kleinen Finger gäbern… und wenn sie nur die Hand nähmen, sie nehmen alles! Kinder, weil sie Kinder sind, werden immer mehr wollen, egal, wie viel du ihnen gegeben hast. Und je mehr es gibt, desto stärker der Wille.

Ich rede noch nicht einmal von einem Mangel an Wertschätzung oder Dankbarkeit, oder dass sie keine Folgen sehen (besonders in jungem Alter, aber auch in der Pubertät) – das ist normal, so war ich auch.

Aber die Sache mit der Ausbeutung, dem Aussaugen meiner Kräfte – das möchte ich beenden! Denn das liegt in meiner Hand, genauer: in meiner Einstellung.

 

Denn nach elf Jahren Kindererziehung mit einem zufriedenstellenden Resultat von fünf, Dank sei G-tt, bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob die ganze New-Age Heransgehensweise (der ich tief verfallen bin) wirklich gut für Kinder ist.

"man muss auf den Willen des Kindes hören und ihn achten", "man muss das Kind ausbrechen lassen aus der Frustration", "dem Kind zuhören, es akzpetieren", "überlegen, was das Kind stört, versuchen, es mit ihm zu besprechen und zur Wurzel des Problems vorzudringen", "man muss das Kind behüten und beschützen, dass ihm nichts Schlechtes begegne", "man muss dem Kind ein Meer von Aufmerksamkeit geben, besonders wenn es ein neues Baby in der Familie gibt", "man muss ihnen Gute-Nacht-Geschichten vorlesen, das fördert die Vorstellungskraft und beruhigt", "man muss ihnen bei den Hausaufgaben helfen, sie an die Aufgaben erinnern" … man muss dies und man muss das… Und das sind nur die grundlegenden Sachen…

Das sind die Dinge, die heute von durchschnittlichen Eltern erwaretet werden. Gedanken lesen, immer wissen, was man jetzt antwortet und wie man das Kind leitet, die Probleme mit den Freunden lösen, mit den Eltern, mit den Geschwistern, erreichbar sein, die Aufgaben, die in Schule und Kindergarten gestellt werden, perket und kreativ lösen, mit den Kindern spielen und Quality-time verbringen, mit allen zusammen und mit jedem einzeln, mit sieben Augen auf sie aufpassen, sie schützen vor allen Gefahren der Welt, aber auch entscheiden, wann und wie viel Freiraum man ihnen gibt, und wie viel man auf sie aufpasst, im Elternbeirat sein, und aktiv im Whatsapp der Klasse und des Kindergartens, ihnen helfen, ihr verborgenes Potenzial zu entdecken, und jedes Kind zu den für ihn passenden AGs bringen, und so weiter…

Diese Liste kann man problemlos noch mindestens drei Seiten fortführen. Und es gibt ja noch die selbstverständlichen Sachen: Sie füttern mit nahrhafter und abwechslungsreicher, gesunder Nahrung, sie gut kleiden, täglich duschen, dafür sorgen, dass immer genug saubere Klamotten da sind, der Schulranzen gepackt und mit Pausenbrot, dass das Haus sauber und ordentlich ist, dass genug Spielsachen da sind und so weiter.

 

Sagt mal – wo soll das enden? Ich habe das Gefühl, wir haben jede Verhältnismäßigkeit verloren. Wir haben Kinder in diese Welt gebracht, und anstatt das wir ihnen ermöglichen, sich in unser Leben zu integrieren, haben wir uns ihnen versklavt und Eltern-sein zu einem full-time-job gemacht.

Wenn das wirklich ein Rezept für den Erfolg wäre, und wir wunderbare Ergebnisse sähen, dann könnte ich das akzeptieren. Aber diese Kinder sind am Ende niemals zufrieden.

Ich habe also entschieden, aufzuhören mit dem Rücksicht-nehmen, dem Akzeptieren, den Gesprächen bis tief in die Nacht mit meinem Mann, mit den Lehrern, die Fahrten zum bringen und abholen von der Freundin, dem Engagement für jeden Unsinn in der Jugendgruppe und in der Schule. Genug! Ich gehe zurück auf das Minimum und es ist mir egal, was alle denken! Hier ist meine gekürzte Liste:

  • Essen – ist da
  • Saubere Kleidung – ist da
  • Eine Umarmung, wenn sie eine wollen – ist da
  • Windel wechseln und duschen – ist da
  • Alles andere – bonus

Also bitte. Ich sehe nicht, das meine Kinder schlimmer dran wären, seit ich die Methode geändert habe. Genau genommen bin ich mir nicht einmal sicher, dass sie die Veränderung bemerkt haben… Das ist alles in meinem Kopf. Ich habe Verstanden, dass ich nicht G-ttes Stellvertreter bin, und dass ich es nicht schaffe, alles zu erfüllen, was ich mir meinen Kindern gegenüber vorgenommen habe. Ich weiß nicht alles, und ich habe nicht für alles eine Lösung, und außerdem bin ich geschafft, ich habe mich fertig gemacht, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Jetzt lasse ich also locker, und lasse ihn da oben vervollständigen, was ich nicht tue.

Das Kind hat Probleme im Kindergarten? Ich bete und Aba muss es lösen – ich kann nicht fassen, dass ich geglaubt habe, ich könnte allein etwas tun. Ich bin doch gar nicht dort und verstehe eigentlich gar nicht, was dort passiert.

Die Tochter hat sich mit der Freundin gestritten? Ich sage ihr: "Ich verstehe, dass es dir weh tut, aber rede mit Aba im Himmel. Von ihm wirst du den besten Rat bekommen." Und immer so weiter – ich tue ein Minimum, alles andere und die Verantwortung liegt bei IHM.

Und die Kinder, G-tt schütze sie, sind glücklich, dass Mama ein wenig entspannter ist. Und auch mit der neuen Methode findet am Ende alles eine Lösung.

 

Zum Schluss aber ein Hinweis: dieser Aufsatz ist keine konkrete Anweisung, genau das zuhause umzusetzen. Dass mir hinterher keiner sagt, die Lehrerin hätte sich beschwert, dass die Eltern sich nicht genug um das Problem des Kindes kümmern, G-tt behüte…

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.