Zachor – Unsere Zukunft beleuchten

Shabbat Zachor: Jede Nation ohne Vergangenheit hat auch keine Zukunft. Sie ist wie ein Schiff auf einem stürmischen Meer ohne Navigationsfähigkeit, das die Wetterkapriolen anfällig ist. Shabbat Zachor

3 Min.

Rabbiner Lazer (Elieser Rafael) Brody

gepostet auf 05.03.20

Amalek, der Erzfeind des jüdischen Volkes, weiß genau, wo er angreifen muss. Er trifft die geistig Schwachen, "… diejenigen von euch, die zurückgefallen sind, und ihr seid müde und erschöpft und fürchtet Hashem nicht" (Maftir, Parascha Zachor). Bei den Begriffen "müde und erschöpft" bezieht sich die Tora  überhaupt nicht auf eine physische Erschöpfung. Es bezieht sich auf die Müdigkeit der Seele, bei der eine Person nicht die Kraft hat, morgens aus dem Bett zu steigen, Tefillin anzuziehen und zu beten. Was ist geschehen? Das Gift von Amalek neutralisiert Emuna [1] und erzeugt Häresie in dem Maße, wie eine Person denkt – Gott bewahre, daß Haschem seine Gebete nicht hört und daß das seine Gebete nur Zeitverschwendung sind. Er sieht kein Ende seines Leidens und keine Hoffnung auf seine endlosen finanziellen, gesundheitlichen und / oder ehelichen Probleme. Mathematisch gesehen: Hoffnungslosigkeit – Emuna = Verzweiflung. Ein Jude in Verzweiflung ist ein verschwundener Jude, der von Amalek überholt wurde.

 

Wie erreicht ein Jude den Punkt der Hoffnungslosigkeit und des Mangels an Emuna [1], der zu der äußersten Verzweiflung führt, die ihm seinen Lebenswillen nimmt? Hier erhebt Amalek wieder seinen hässlichen Kopf. Amalek fordert den Juden auf, die “veraltete, antiquierte und irrelevante” Vergangenheit wegzuwischen. Amalek fordert den Juden auf, zuerst seine Tzitzit [2] in sein Hemd zu stecken. Sobald er dies tut, fordert Amalek ihn auf, sie vollständig zu entfernen. Das gleiche gilt für die Kippa. Amalek sagt dem Juden, daß es heutzutage gefährlich ist, wie ein Ziel für alle Terroristen herumzulaufen. "Trag eine Baseballkappe oder eine Baskenmütze", sagt Amalek. Bald wird der Kopf der leichtgläubigen Juden überhaupt nicht mehr bedeckt sein. Dann sind sie wirklich der Gefahr ausgesetzt …

 

Damals und nun auch heutzutage verachtet die Gesellschaft von Amelek frühere Generationen. Sie seien “uncool” und entfernt von der Realität der High Tech Welt! Nichts ist so nutzlos wie ein Informatik Lehrbuch vom Jahr 2016 geworden. Die Technologie ist seitdem weit entfernt. Wenn dies der Fall ist, sagt Amalek, wieso verschwenden Sie Ihre Zeit mit Schriften aus 100, 2000 und 3000 Jahren? Amaleks Intoleranz gegenüber früheren Generationen ist auch der Grund, warum er an Darwins Evolutionstheorie glaubt. Laut dem berühmten Wissenschaftler ist jede frühere Generation dem Schimpansen etwas näher. Kein Wunder, dass er nichts mit der Vergangenheit zu tun haben will!

 

Im Gegensatz dazu klammert sich das jüdische Volk an frühere Generationen und verehrt sie. Während Amalek sich als modernen Besserwisser betrachtet, der nichts von den alten Hasen zu lernen hat, beleuchtet Israels Vergangenheit die Zukunft von dem jüdischen Volk. Jeder, der seine jüdische Kulturerbe und Vergangenheit vergisst, assimiliert sich und verliert bald seine jüdische Zukunft. Je älter etwas in der jüdischen Tradition ist, desto mehr wird es respektiert. Ein zeitgenössischer Weiser, der als “Acharon” bezeichntet wird (vom 15. Jahrhundert der allgemeinen Zeitrechnung bis heute), kann nicht mit einem “Rishon” oder einem Weisen aus dem 9. bis zum 15. Jahrhundert eine Debatte führen. Ebenso kann ein “Rishon” mit einem “Amora” (talmudischer Weise des 3. bis zum 5. Jahrhunderts) nicht so gut argumentieren, und ein “Amora” kann nur schwer mit einem “Tanna” [3] (Weiser vom Zeitalter der Mischna [4]) debattieren. Jede frühere Generation bringt uns König David, Moses, Abraham, Isaak und Jakob näher. Im Gegensatz zu Amalek, der Häresie lehrt und praktiziert, lehren uns unsere Vorfahren Emuna [1].

 

Wir wissen, dass die Tora wahr ist. Unser fester Glaube beruht nicht auf unserer Logik oder unserer intellektuellen Fähigkeiten. In der Tat, wenn die Amalekiter und andere Ketzer mit ihren sogenannten rationalen Argumenten gegen die Tora kommen, streiten wir uns weder mit ihnen noch achten wir auf sie. Warum? Wir haben einen “Kabalat Avot”, eine mündliche Überlieferung vom Vater zu Sohn und vom Lehrer zu Schüler, die in einer ununterbrochenen Kette auf Esther und Mordechai, Moses und Aaron sowie Abraham und Sarah zurückgeht. Diese ununterbrochene Kette sah, wie Haschem sich auf dem Berg Sinai offenbarte und das Wasser des Roten Meeres spaltete. Wenn die Tora über Amalek spricht, heißt es: "Krieg mit Amalek in jeder Generation" (Exodus 17:16). Wenn König David die Juden beschreibt, sagt er: "Jede Generation nach der anderen wird Deine Taten loben." (Psalmen 145: 4). Während bei Amalek keine Verbindung zwischen einer Generation und der anderen besteht, ist bei Israel jede Generation mit der vorigen verbunden.

 

Unsere früheren Generationen lehren uns Emuna [1]. Mordechai tritt in die Fußstapfen von König Hiskia, der Jeschijahu, dem Propheten, sagte: "Ich habe durch die Tradition von meinem Urgroßvater König David gelernt, daß man die Hoffnung nicht verliert, auch wenn ein scharfes Schwert auf ihrer Jugularvene ruht!"

 

Hamans Vernichtungsdekret wurde unterzeichnet und besiegelt, ein abgeschlossener Deal. Dennoch haben Mordechai und Esther die Hoffnung nicht verloren. Das Ende ist Geschichte. Wir sind immer noch hier und die Unterdrücker von gestern sind weg. Das gleiche wird sich mit den Unterdrückern von heute ereignen. Warten Sie ab und sehen Sie. Wir müssen einfach nur an unserer Emuna [1] sowie an den wahren Tzaddikim [5] unserer und denen von frühereren Generationen festhalten, und Purim niemals zu vergessen!

 

[1] Emuna – Glauben

 

[2] Tzitzit – Fransen an einem Kleidungsstück, das von Jüdischen Männern getragen wird

 

[3] Mischna – Mündliches Gesetz der Torah, das von den Tannaim unter der Leitung von Rabbiner Yehuda Hanassi schriftlich zusammengestellt wurde

 

[4] Tannaim – Rabbiner, die die Mischna während der ersten Jahrhunderte der allgemeinen Zeitrechnung niedergeschrieben haben

 

[5] Tzaddik – Gerechter Mensch oder Leiter der Generation

 

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