Noach

Kommenden Schabbat lesen wir in den Synagogen die Parascha der Woche: Noach (Noah) aus dem 1. Buch Moses ... die Meinungen über die Person Noach weit auseinander.

3 Min.

Miriam Woelke

gepostet auf 06.04.21

Kommenden Schabbat lesen wir in den Synagogen die Parascha der Woche: Noach (Noah) aus dem 1. Buch Moses. Und wie in jedem Jahr gehen die Meinungen über die Person Noach weit auseinander. Viele sehen ihn als einen guten gerechten Menschen, andere, und nicht wenige, betrachten ihn als das genaue Gegenteil.

Dabei heißt es doch im Buch Genesis 6:9 selbst, dass Noach ein Zaddik, also ein Gerechter, war.
 
Vielleicht sollten wir Noach und seine Zeitgenossen erst einmal kennenlernen und uns dann selbst ein Urteil bilden.
 
Noach wurde im Jahre 1056 des jüdischen Kalenders geboren. Sein Großvater Methusalem (Metuschelach) war als frommer Gerechter bekannt. Er folgte Gott und nahm nicht an dem lästerhaften Leben seiner Zeitgenossen teil. Noachs Vater Lamech war da schon nachlässiger, doch Noach folgte den Pfaden seines Großvaters. Wie schon die Generationen zuvor betrieben Noachs Zeitgenossen Götzendienst und beteten zur Sonne und den Sternen. Gott war für sie überflüssig geworden.
 
Das Leben vor der Flut hatte viele Vorteile:
 
Krankheiten waren unbekannt, es gab keine Jahreszeiten, die Menschen hatten aufgrund eines anderen DNA und einer anderen Luft eine verhältnismäßig hohe Lebenserwartung. Eine einzige Ernte reichte für 40 Jahre, wobei diese nicht verrottete.
 
Ihr gutes Leben sahen die Leute als selbstverständlich an. Wer braucht Gott, wenn alles vorhanden ist – ER behüte – ? So wurde gestohlen, gemordet, betrogen und vergewaltigt. Selbst die Tiere sahen die sexuelle Perversität der Generation und nahmen daran teil.
 
Die Gemara im Talmud – Traktat Sanhedrin, Seite 108, verfügt über eine ganze Liste des sündhaften Lebens der Generation der Flut.
 
Noach beteiligte sich nicht an diesen Aktivitäten! Er heiratete Na'ama und gemeinsam hatten sie drei Söhne: Schem, Cham und Jafed. Im Alter von 480 Jahren begann er die Arche zu bauen, wie Gott es ihm aufgetragen hatte.
 
Und nun kommen wir zu dem Punkt, wo die Meinungen auseinandergehen. Hat Noach die Menschen davor gewarnt, dass Gott die Welt mit einer Sintflut überdecken will? Die Gemara in Sanhedrin sagt, dass Noach die Menschen warnte, doch diese ihn nur auslachten.
 
Er wurde als alter verwirrter Trottel beschimpft.
Wahrscheinlich gab er aufgrund dessen nach einiger Zeit auf und kümmerte sich nur noch um den Bau der Arche. Der Bau dauerte 120 Jahre in all jener Zeit hatten die Menschen Gelegenheit, ihr Schicksal zu verändern. Hätten sie zu Gott gebetet und ihr Lotterleben aufgegeben, dann wäre es womöglich nie zu einer Flut gekommen.
 
Aber wie das so ist, wenn es einem gutgeht, dann denkt man nicht an ein Ende.
Erst als die Flut begann, welche aus kalten und kochend heißen Wasser bestand, änderten sie ihre Meinung und sahen, dass es nur einen Gott gibt. Zu spät. Im Jahre 1656 des jüdischen Kalenders oder 2104 BCE wurde alles Leben außerhalb der Arche vernichtet. Von den Tieren (außerhalb der Arche) überlebten nur die Fische, welche sich nie am perversen Leben beteiligt hatten.
 
Sollen wir Noach nun danach beurteilen, ob er die Menschen hätte mehr warnen sollen oder nicht? Hätte er vor Gott für die Generation beten sollen, wie dieses später Avraham (im Falle Sodoms) oder Mosche Rabbenu (Moses, im Falle des Goldenen Kalbes) taten?
 
Für mich ist Noach ein Gerechter, denn er und seine Familie waren die einzigen, die sich nicht an den Taten einer gesamten Generation beteiligten. Wer seine Meinung vor Tausenden von Menschen vertritt und dabei verspottet wird, dem gehört Anerkennung. Somit wird Noach zu Recht von Gott als Zaddik (Gerechter) bezeichnet.
 
Und was können wir von Noach lernen? Auch zur heutigen Zeit sollten wir uns nicht zu sicher fühlen, dass Gott uns nicht sieht. Im Gegenteil, alles wird registriert. Demnach sollten wir nach einem besseren perfekteren Leben streben.
 
Nachtrag:
 
1. Es gibt im Talmud unterschiedliche Meinungen ob die Flut auf der gesamten Welt, nur in Israel oder überall nur nicht in Israel stattfand.
2. Die Parashat Noach besteht aus zwei Teilen: Noach und am Ende wird kurz über die Begebenheit des Turmes von Bavel berichtet.
 

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