Die Königskrone (2)

Die Tefillin verkörpern den ewigen Bund zwischen Gott und dem Volk Israel ...

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Die Tefillin heiligen den jüdischen Mann an sich und schenken dem Herz, der Seele und den Sinnen einen positiv spirituellen Segen.

Der Handteil (Hand-Tefillin, hebr. Tefillin Schel Jad) – „…Binde sie zum Zeichen an deine Hand…“ (5.Buch Moses Kapitel 6, Satz 8):

  • Die Hand-Tefillin wird auf den Muskel des linken Oberarms zum Herz zeigend angelegt (Linkshänder legen sie auf den Muskel des rechten Oberarms zum Herz zeigend an). Dies symbolisiert die Einflussnahme auf den Tastsinn eines Menschen, da ein Mensch stets das berühren möchte, nach dem sein Herz sich sehnt oder was es begehrt. Der Grund für den Seitenwechsel eines Links- bzw. Rechtshänders ist die Absicht, dass man die Tefillin an der schwachen Hand anlegen soll. Auf diese Weise besinnt sich ein jüdischer Mann, dass er zum einen ohne die Hilfe Gottes machtlos ist und zum anderen, dass er seine gesamte Kraft ausschließlich von Gott erhält. In der Tefillin-Kapsel (dem Ledergehäuse) befinden sich auf einer Pergamentrolle alle vier Thora-Abschnitte (2. Buch Moses, Kapitel 13, Satz 1 – 10 „Heilige Mir alles Erstgeborene…“ / 2. Buch Moses, Kapitel 13, Satz 11 – 16 „Wenn dich der Ewige in das Land…“ / 5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 4 – 9„Höre Israel! …“ / 5. Buch Moses, Kapitel 11, Satz 13 – 21„Wenn ihr nun auf Meine Gebote höret …“), die darauf handschriftlich mit einer Feder eines koscheren Tieres und einer nicht verblassenden, speziell aus pflanzlichen Stoffen hergestellten Tinte erfasst wurden.

Der Kopfteil (Kopf-Tefillin, hebräisch Tefillin Schel Rosch) –„…sie seien zum Stirnschmuck zwischen deinen Augen…“ (5.Buch Moses, Kapitel 6, Satz 8):

  • Die Kopf-Tefillin wird im Zentrum des Kopfes, am Anfang der Stirn aufgelegt. Dies symbolisiert die Einflussnahme auf den Seh-, Hör- und Sprachsinn eines Menschen, die vom Kopf – also dem Verstand – gesteuert werden. In der Tefillin-Kapsel (dem Ledergehäuse) befinden sich – auf vier separaten Pergamentrollen verteilt – jede der vier Thora-Abschnitte, die wiederum in einer einzelnen Abteilung unabhängig von der anderen positioniert sind.
  • Die Tefillin verkörpern zweifellos das Fundament des Judentums und deshalb ist nun klar, weshalb jeder Jude dazu verpflichtet ist, diese täglich (von So – Fr) anzulegen.

Zu welcher Zeit legt man die Tefillin an?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Ausführung des Gebots der Tefillin-Anlegung bzw. des Tefillin-Tragens erstreckt sich über den gesamten Tag hinweg. Das heißt über den erlaubten Zeitraum, dessen Beginn eine Stunde vor Sonnenaufgang ist, und dessen Ende der Sonnenuntergang ist.

Die Tefillin dürfen nur Wochentags angelegt werden, d.h. von Sonntag bis Freitag. Demnach dürfen die Tefillin sowohl am Samstag – also den Sabbat – als auch an Festtagen nicht angelegt werden. Der Grund dafür ist, dass die Anlegung der Tefillin in den Fünf Büchern Moses als ein Zeichen charakterisiert wird, so wie es heißt: „…Binde sie zum Zeichen an deine Hand…“ (5.Buch Moses Kapitel 6, Satz 8)

Und da der Sabbat in den Fünf Büchern Moses ebenso als Zeichen benannt wird, so wie es heißt: „Die Söhne Israels sollen den Sabbat hüten, den Sabbat feiern in ihren Generationen als ewigen Bund. Zwischen Mir und den Söhnen Israels ist er (der Sabbat) ein ewiges Zeichen…“ (2. Buch Moses, Kapitel 31, Satz 16) dürfen die Tefillin nur werktags (von So – Fr) angelegt werden, da es nicht erlaubt ist, ein Zeichen auf ein anderes zu legen. In dem Fall darf man das Bundeszeichen der Tefillin nicht auf das Bundeszeichen des Sabbats legen oder umgekehrt.

Festtage werden ebenfalls als Zeichen bezeichnet, da sie so etwas wie den Sabbat darstellen und der Sabbat ein eindeutiges Zeichen verkörpert. An den Zwischenfeiertagen, dem Chol Hamoed, (d.h. den Tagen zwischen dem ersten und dem letzten Tag des Pessach-Festes bzw. des Sukkot-Festes) spalten sich die Gebräuche. Es gibt Traditionen, die das Anlegen der Tefillin erlauben und andere, die das nicht zulassen. Im Heiligen Land – in Israel – pflegt man die Tefillin an Zwischenfeiertagen, dem Chol Hamoed nicht anzulegen.      

 

 

 

 

 

 

Wie bereits gesagt liegt es in der Pflicht jedes Juden, die Tefillin anzulegen. Dieselbe Pflicht hat selbstverständlich auch jeder Mann der zum Judentum übertreten will bzw. bereits übergetreten ist. Kinder männlichen Geschlechtes sind bis zu ihrem zwölften Lebensjahr von der täglichen Anlegung der Tefillin befreit, allerdings spornt man diese trotz ihrer Befreiung gelegentlich dazu an, die Tefillin anzulegen. Dies hat einen erzieherischen Hintergrund, damit sie sich sozusagen daran gewöhnen, denn sobald ein Kind männlichen Geschlechts seinen dreizehnten Geburtstag erreicht, erlangt er damit ebenso die Pflicht und das Privileg, jeden Tag die Tefillin anzulegen. Frauen und Kinder weiblichen Geschlechtes sind von der grundsätzlichen Anlegung der Tefillin vollends befreit. Ein Grund für ihre Freistellung von der Tefillin-Anlegung ist die grundsätzliche Freistellung von allen Geboten, die zeitabhängig sind. Die Thora gibt den tüchtigen Frauen dadurch eine Schutzstellung, da sie aufgrund der schweren mentalen und körperlichen Volltagsarbeit des Haushaltes, der Kindererziehung und noch vieles mehr, schlichtweg keine Zeit für die Ausführung zeitgebundener Gebote wie z.B. der Anlegung der Tefillin haben.    
 
Weshalb ausgerechnet Tefillin und welche Symbolisierung verbirgt sich darin?
 
Die Tefillin verkörpern den ewigen Bund zwischen Gott und dem Volk Israel, so wie es im 2. Buch Moses (Kapitel 13, Satz 9), also dem Thora-Abschnitt „Heilige Mir alles Erstgeborene…“, der sich in den Tefillin-Kapseln befindet, ausdrücklich steht: „Es soll zu einem Zeichen an deiner Hand sein und zu einem Erinnerungsband zwischen deinen Augen, damit das Gesetz des Ewigen in deinem Munde sei…“
 
Die Anlegungsmethode der Tefillin verkörpern ebenso den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel. Wie bereits gesagt werden die Kopf-Tefillin im Zentrum des Kopfes, am Anfang der Stirn aufgelegt. – Dort wo der Verstand sitzt und sich die Einsicht und das Denken eines Menschen abspielt. Mit der Anlegung der Tefillin auf eben diesem Platz symbolisiert ein Mann, dass er seine gesamte Denkweise sowie seinen gesamten Verstand ausschließlich Gott – und seiner uns gegebenen Thora – widmet. Der Anlegungsplatz der Hand-Tefillin befindet sich auf dem Muskel des jeweils schwächeren Oberarms eines Menschen. Dies symbolisiert zum einen, dass ein Mensch ohne die Hilfe Gottes machtlos ist und zum anderen, dass man jede Kraft die man besitzt ausschließlich von Gott erhalten hat; sowie dass man ohne die Kraft Gottes nicht einmal imstande ist, auch nur einen einzigen Finger zu bewegen.
 
Die Bindung der Gebetsriemen der Tefillin
 
Die Art und Weise wie man sich die Gebetsriemen der Tefillin um seinen Arm wickelt, gleicht dem Bund der Eheschließung. Der weise König Salomon sagte deshalb in seinem von ihm verfassten Hohelied, dass das Volk Israel die Braut und Gott den Bräutigam durch diese Art eines Bundes verkörpern.
 
Ein Mann muss sich den Gebetsriemen der Tefillin siebenmal um den Arm wickeln. – Dies erinnert an die Segenssprüche bei der Hochzeit, der sogenannten Sieben Lobpreisungen (Schewa Berachot). Und dies erinnert wiederum an die ewige Bindung zwischen der Braut und ihrem Bräutigam.
 
Die weiteren Umwicklungen des Gebetsriemens der Tefillin um den Finger erinnern an die Aufsteckung des Eheringes unter dem Baldachin des Brautpaares.  

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