Die Haut des Leviathan – Bereschit
Einer der Segenssprüche am Laubhüttenfest (Sukkot) lautet: "Möge es uns vergönnt sein, in der Sukka aus der Haut des Leviathan zu sitzen"…
Einer der Segenssprüche am Laubhüttenfest (Sukkot) lautet: "Möge es uns vergönnt sein, in der Sukka aus der Haut des Leviathan zu sitzen" (Tischgebet/Sfaradim, Aschkenasim vor dem Abschied von der Sukka).
Dazu lässt sich fragen: Was hat es mit diesem "Leviathan" auf sich? Was ist an seiner Haut so besonders? Und was bedeutet diese "Sukka", die aus dieser Haut gemacht ist, in der wir in der kommenden Zukunft mit Gottes Hilfe sitzen werden?
Wenn wir uns einmal die Lebewesen in der Natur betrachten, können wir verschiedene Arten feststellen – Fische, Geflügel, Haustiere, wilde Tiere usw. Der Fisch lebt im Gegensatz zu den anderen Tieren beständig im Wasser, und nicht nur das, "seine Einsammlung macht ihn erlaubt" (Chulin 27b). Er braucht nicht geschächtet zu werden, wo andere Tiere nur nach vorschriftsmäßiger Schlachtung verzehrt werden dürfen.
Diese Sache lehrt uns, dass Fische im Verhältnis zu anderen Lebewesen als nicht ganz so körperlich und materiell gelten, und sie befinden sich ständig in für das Reinheits-Tauchbad (Mikve) geeignetem Wasser und brauchen nicht die Vervollkommnung durch den Menschen durch die Schechita (Or Hachajim hakadosch zu Gen. 1,26; Schem MeSchmu'el Moadim, Jom Hakippurim S.103). Dort heißt es:
"Denn anders (besonders) sind die Geschöpfe des Wassers, da sie nicht von der Quelle ihrer Schöpfung getrennt sind (von ihrem Ursprung und ihrer Wesensheit) und jene, die aus Erde geschaffen wurden, sind von der Erde getrennt, und darum heißen die Tannaiten [die Weisen zur Zeit der Mischna] im heiligen Sohar Nunej jama (Fische des Meeres), weil sie mit der Tora eins sind und nicht von ihr getrennt, so wie der Fisch im Wasser…".
Darum passt der Verzehr von Fisch auch so gut zur Schabbat-Mahlzeit, wie es im Gesetzeswerk "Mischna Brura" (zu Schulchan Aruch O.C. §242, Nr.2) empfohlen wird: "Es ist gut, zu jeder der drei Schabbat-Mahlzeiten auch Fische zu essen", weil an dem spirituellsten Tag der Woche am besten das spirituellste Nahrungsmittel der Natur gegessen wird, nämlich Fische. Es gibt sogar ein Sprichwort:
"Wer Fisch (dag, besteht aus den Buchstaben dalet und gimel) isst am 7. Tag (Schabbat, Zahlenwert von dalet4 + gimel3), wird von D.G. (Din Gehinnom, Höllenurteil) gerettet".
Das gilt für alle Fische, und erst recht für den Leviathan, den größten Fisch, der in der Natur vorkommt. Er symbolisiert die göttliche Heiligkeit, die innere Spiritualität der Natur. Demnach ist der Leviathan ein Symbol und ein Beispiel für die verborgene Heiligkeit in unserer Welt, und zwar auf ihrer höchsten Stufe…
Andererseits besteht die Haut des Menschen und der Tiere aus Fleisch, und das symbolisiert materielle Körperlichkeit. Das beste Beispiel dafür ist die Reaktion des Herrn der Welt auf die Sünde der ersten Menschen: "Und es machte der Ewige, G~tt, dem Menschen und seinem Weibe Röcke von Haut" (Gen. 3,21) – ihr Fleisch, und dann vertrieb er sie aus dem Garten Eden. Damit kommt ihr spiritueller Niedergang zum Ausdruck und das Erscheinen der materiellen Aspekte, das Essen vom Baume der Erkenntnis.
Die Haut des Leviathan, dieses riesigen Tieres, ist eine dicke und fette Haut. Er hat sehr viel Haut. In dieser Hinsicht handelt es sich also um das körperlichste und materiellste Lebewesen, vielleicht noch mehr als alle anderen Lebewesen, wegen seiner Größe und seiner Schwere.
Also ein reiner, heiliger, ja göttlicher Fisch – und der steckt in einer außerordentlich körperlichen, materiellen Haut. Wie vertragen sich die Dinge miteinander?
Genau darin liegt das Geheimnis verborgen. Obwohl das Heilige und das Weltliche, das Spirituelle und das Natürliche, das Göttliche und das Materielle Gegensätze zueinander darzustellen scheinen, sind sie in Wahrheit ein und dieselbe Sache. In unserer Welt besteht ein Unterschied zwischen dem Leviathan und seiner Haut, doch in der kommenden Zukunft wird sich herausstellen, dass sich ausgerechnet diese Haut des Leviathan in eine "Sukka" verwandeln wird, deren spiritueller Schatten uns überdacht und uns seinen Segen von Reinheit und Heiligkeit spendet.
In der zukünftigen Welt der Wahrheit wird sich der Ursprung von Heiligem und Weltlichem als einer offenbaren. Es ist G~tt, von dem alle Wahrheit, das Gute und die Gerechtigkeit stammen. Und wie passt dieser Segensspruch zum Laubhüttenfest, das der Verbindung vom Spirituellen mit dem Materiellen Ausdruck verleiht, dem Göttlichen mit der Natur, durch unseren Aufenthalt in der Sukka, einer temporären materiellen Wohnung, aber der dauerhaft spirituellen Wohnung; mit unserem Ergreifen des Feststraußes (Lulaw, Myrtenzweige, Bachweide und Etrog) bezeichnen wir den spirituellen Segen in der Welt der Natur, und beim Freudenfest des Wasserschöpfens (Simchat Bet Hascho'ewa) schöpfen wir materielles Wasser, das der Welt Leben gibt, bei gleichzeitigem Schöpfen heiliger Inspiration aus den Quellen der Errettung…
Möge es uns allen gelingen, in unserer Welt den Leviathan durch seine Haut zu offenbaren, und damit möge es uns allen vergönnt sein, in der Sukka aus der Haut des Leviathan im Leben der zukünftigen Welt zu sitzen.
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