Auf und Ab (2)

Gott erniedrigt Überhebliche bis zum Boden und hebt Demutsvolle bis in den Himmel … (Teil 2 der Reihe "Demut")

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Gott erniedrigt Überhebliche bis zum Boden und hebt Demutsvolle bis in den Himmel; d.h., all die überheblichen Egozentriker erniedrigt Er, sodass sie wieder von ihrem selbstüberschätzenden Höhenflug auf dem Boden der Tatsachen landen und somit ihre Demut zurück erlangen. Folglich kann Er sie jetzt – nach wiedererlangter – Demut bis in den Himmel heben. Wenn allerdings diese nach ihrer Anhebung wiederum überheblich werden, erniedrigt Er sie erneut – so lange, bis sie endlich begreifen, dass Gott den Erfolg oder Misserfolg bestimmt!

Das gilt allerdings nur unter der Bedingung, dass der Erniedrigte seine Erniedrigung mit Freude akzeptiert. Doch wenn der Erniedrigte auf seine Erniedrigung nörgelnd und erbittert reagiert, wird Gott ihn nicht mehr bis in den Himmel heben, da dieser immer noch an seinem Hochmut festhält.  

König David hat sein gesamtes Leben hinweg nur ein einziges Mal gesündigt, und er behielt dies bis zu seinem Tod in seiner Erinnerung – so wie er selbst sagte: „… meine Sünde ist mir stets vor Augen.“ (Psalme Davids, Psalm 51, Vers 5) D.h., dass er verstand, dass er jede Sekunde Gefahr laufen kann, zu sündigen, daher vergaß er dies keinen Augenblick seines Lebens. Dies wiederum führte dazu, dass er ohne Unterbrechung mit der Bitte zu Gott betete, dass Er ihn nicht dem bösen Trieb ausliefere. All dies zusammen waren die Gründe für seine permanente Freude und die ununterbrochenen Gesänge, Lob- und Danksagungen zur Ehre Gottes. Nichts hielt ihn davon ab, diesen Kurs beizubehalten! Nicht einmal die schrecklichsten Momente in seinem Leben, so z.B. als sich sein Sohn, sein eigen Fleisch und Blut, gegen ihn stellte; ihn von seinem Thron stieß und ihn verfolgte, um ihn zu töten!
 
Im Nachhinein hatte David unendlich viele Gründe, weswegen er sich aufgrund seiner hoffnungslosen Situation selbst hätte zerfleischen können. Z.B. hätte er sich vorwerfen können, dass er nicht einmal imstande gewesen sei, seinen Sohn ordentlich zu erziehen; oder dass Gott ihn allen Anschein nach hasst … Auf alles reagierte er mit einem lächelnden Gesicht! Mit seinem Verhalten bewies er ohne Zweifel, dass ihm sein Königtum wahrlich gebührt. Daher versprach ihm Gott tatsächlich, dass sein Königtum bis zur Ankunft des Messias über alle Generationen hinweg seinen Nachkommen – aufgrund seines Festhaltens an der Fröhlichkeit, nachdem er vom Thron stürzte – vorbehalten sein wird. Anhand Davids Verhaltens lässt sich unmissverständlich erkennen, dass er mit absoluter Gewissheit wusste(!), dass sein Königtum von Gott ausging und es ihm keineswegs gehöre. Nicht ohne Grund sagte er: „Gott gab und Gott nahm. Der Name des Ewigen sei gelobt!“ 
 
König David interessierte es nicht, ob er Schafhirte oder König sein wird. Das kam in seinen Augen auf das Gleiche hinaus: „Mir ist das völlig egal. Und außerdem, welchen Unterschied macht das schon? Die Hauptsache ist, Gott zu dienen. Gott möchte, dass ich Ihm als Schafhirte diene? Exzellent. Gott möchte, dass ich Ihm als König diene? Grandios.“ Er hätte sich mit allem zufrieden gegeben, da er sich nicht einbildete, „König“ zu sein. Er sah sich schlichtweg als „David“, und wenn Gott will, dann ist er König; und wenn Er nicht will, dann ist er kein König – ganz einfach.  
 
Dieses Beispiel muss jeder Mensch beherzigen, der wahrhaft daran interessiert ist, Gott zu dienen und nicht etwa sich selbst oder seinem Erfolg. Solch ein Mensch gibt sich stets völlig gelassen, da er Gott in und bei jeder Lebenslage dient. Wenn es in seinem Leben „rund läuft“, dann bedankt er sich dafür bei Gott und führt seine Arbeit unverändert fort. Und wenn in seinem Leben nicht alles so „rund läuft“, dann betet er zu Gott, damit Er ihn stets seine Geringfügigkeit erkennen lässt und dass er dadurch immer glücklich und zufrieden sein wird.  

Infolgedessen ist die hauptsächliche Entschuldigung, die ein Mensch nach einem Sturz an Gott richtet, die Tatsache, dass er Ihn vergaß. Folglich muss er sich bei Gott für seinen mangelnden Glauben an Ihn entschuldigen. Überall, wo er an sich einen Mangel entdeckt, muss er sich dafür entschuldigen, dass er nicht für die Beseitigung dieses Mangels betete, da dies beweist, dass in ihm der überhebliche Hochmut haust, der ihn dazu verleitete, zu denken, dass er ohne Gott in seinem Leben zurechtkommen könnte.
 
Im Grunde genommen ist der Glaube, dass es außer Ihm nichts anderes mehr gibt, der Universalschlüssel, der alle verschlossenen Türen öffnen kann. Daher muss man zu Gott sagen: „Bitte vergib mir, Schöpfer der Welt, dass ich dachte, es gäbe auf diesem Planeten wichtigere Dinge als Dich! Bitte vergib mir, weil ich mich in meinem Leben zum Mittelpunkt machte – mit der Hoffnung, dass sich alles um mich dreht. Bitte vergib mir all meine Gedanken des Hochmuts, des Eigenstolzes, der Traurigkeit, der Wut usw., die mein Leben bestimmten und mich davon überzeugten, dass alles in meiner Hand läge; und ich mich aufgrund dessen immer weiter selbst zerstörte. Bitte vergib mir, dass ich meine Leidenschaften zum Mittelpunkt in meinen Leben machte, um die sich alles drehte – z.B. bei meine Leidenschaft zum Essen, in der ich davon ausging, die Nahrung erhält mich am Leben und nicht etwa Du. Nach dem gleichem Prinzip dachte ich bei all den restlichen sinnlosen Leidenschaften und Begierden, so als ob diese mir meinen Lebensgeist einhauchen und mir die Freude ins Leben bringen könnten und nicht etwa Du! Des Weiteren bitte ich Dich um Verzeihung, dass sich mein Streben manchmal um bestimmte Personen drehte, die ich zum Mittelpunkt meines Daseins machte, indem ich sie beneidete, mich vor ihnen fürchtete, sie anschleimte usw., so als ob sie etwas in meinem Leben verändern könnten oder dergleichen …“
 
Ein Mensch befindet sich nur dann auf dem richtigen Weg des Glaubens, wenn er sieht, dass seine Glaubensfindung Gestalt annimmt; d.h., dass es ihm gelingt, sich zu erkennen, seine Fehler und Mängel zu analysieren, sich problemlos an Gott mit der Bitte zu wenden, dass Er ihn um jedes Detail in seinem Leben beten lasse und ihm die Gabe schenkt, sich stets an das, was er im Leben erhält, zu erfreuen. Nur so handelt es sich bei seinem Glauben um die Wahrheit. Denn ohne diese elementaren Bausteine entwickelt sich sein Glaube zu einem Lügengespinst. Seine Gespräche mit Gott und seine sündenreuigen Entschuldigungen bewegen sich alle im Bereich des Größenwahns, da er voller Selbstmitleid vor sich hin jammert, ohne zu begreifen, weshalb er einen bösen Trieb hat (so als ob er kein Mensch wäre); weshalb er keinem Engel gleicht oder weshalb er nicht Gott gleicht!

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